2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – DW – 10.01.2025
2024 war das erste ganze Kalenderjahr, in dem die globalen Durchschnittstemperaturen über 1,5 Grad Celsius lagen und damit über dem Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens.
Der Copernicus Climate Change Service (C3S) der Europäischen Union bestätigte in seinem jüngsten Bericht “Global Climate Highlights”, dass das Jahr 2024 mit einem Anstieg von 1,6 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit – definiert als der Zeitraum zwischen 1850 und 1900 – das wärmste Jahr der Wetteraufzeichnung war. Es lag noch über den Temperaturen von 2023, dem bisher wärmsten Jahr.
Auf der internationale Klimakonferenz in Paris im Jahr 2015 einigten sich 196 Staats- und Regierungschefs darauf, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, mit dem Ziel dabei unter 1,5 Grad zu bleiben.
Die Welt steht nun “kurz davor die 1,5-Grad-Grenze zu überschreiten”, sagt die stellvertretende Direktorin von C3S Samantha Burgess gegenüber der DW. Doch obwohl die globalen Temperaturen jetzt zwei Jahre in Folge diese Schwelle überschritten haben bedeute das noch keinen Bruch des Pariser Klimaabkommens, erklärt sie. Das ist erst der Fall wenn der globale Temperaturwert über mehrere Jahrzehnte über der Grenze liegt, nicht nur in einzelnen Jahren. Aber die Entwicklung ” zeigt, auf welchem Weg wir uns befinden”, sagt sie und warnt vor den Auswirkungen.
“Wir wissen aus unserem Verständnis des Klimasystems, je wärmer die Atmosphäre ist, desto häufiger werden gefährliche extreme Wetterereignisse. Und das hat wirklich Auswirkungen auf Menschen und Ökosysteme”, betont Burgess.
Die Auswirkungen des Temperaturanstiegs auf das Wetter
Über Jahrzehnte gemessen sind die globalen Durchschnittstemperaturen bisher um 1,3 Grad gestiegen. Ein Anstieg mit bereits jetzt verheerenden Folgen.
Im Jahr 2024 haben Waldbrände große Gebiete des brasilianischen Pantanal-Feuchtgebiets verbrannt und mehrere Länder der Region in Mitleidenschaft gezogen. Im Sudan, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Spanien waren Gebiete von schweren Überschwemmungen betroffen. In Europa und Westafrika kam es zu Hitzewellen, tropische Stürme fegten über Teile der Vereinigten Staaten und die Philippinen hinweg.
Wissenschaftler der World Weather Attribution, einer Organisation, die den Zusammenhang zwischen extremen Wetterereignissen und dem Klimawandel untersucht, stellten fest, dass 26 der im vergangenen Jahr untersuchten Wetterextreme durch den Temperaturanstieg verschlimmert wurden oder wahrscheinlicher geworden sind.
Die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas durch den Menschen fürs Heizen, für die Industrie und den Verkehr ist die Hauptursache für die globale Erwärmung. Aber auch natürliche Wetterphänomene wie El Niño haben laut Klimaexperten in den letzten zwei Jahren zu einem Temperaturanstieg beigetragen.
Steigende Temperaturen auch 2025 durch Erwärmung der Ozeane
El Niño tritt in der Regel alle zwei bis sieben Jahre auf und führt zu Erwärmung des zentralen und östlichen tropischen Pazifiks. Die durchschnittliche Oberflächentemperaturen der Meere liegen um 0,51 Grad Celsius höher als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020.
Die Temperaturen der Meeresoberflächen sind für die Wissenschaftler besonders besorgniserregend, denn die Ozeane speichern rund 90 Prozent der globalen Erwärmung.
“Sie haben seit 70 Jahren als Puffer für uns fungiert. Wir sind dabei, diese Pufferkapazität zu überschreiten. Und das spüren wir in Form von Extremwetterereignissen an Land”, sagt Brenda Ekwurzel, Direktorin für wissenschaftliche Exzellenz bei der gemeinnützigen Union of Concerned Scientists, die nicht an der Zusammenstellung der C3S-Daten beteiligt war.
Obwohl die El-Niño-Phase 2024 endete, hält der Ozean laut Burgess nun mehr Wärme zurück als in früheren Zyklen. Und das könnte sich auf die Temperaturen im kommenden Jahr auswirken. “Falls diese Wärme nicht von der Tiefsee aufgenommen wird, werden wir wahrscheinlich weiterhin sehr hohe Temperaturen sehen, aber vielleicht keine Rekordtemperaturen”, so Burgess.
Begrenzung der globalen Temperaturen
Trotz der zunehmenden Besorgnis über die globale Erwärmung nimmt der Ausstoß der Treibhausgase CO2 und Methan (CH4) weiter zu.
Laut dem Copernicus Bericht war die Anstiegsrate von CO2 in der Atmosphäre 2024 höher als davor. Das Gas, das 300 bis 1000 Jahre in der Atmosphäre verbleibt, ist hauptsächlich verantwortlich für den globalen Temperaturanstieg.
John Noel, leitender Klimaexperte von Greenpeace in den USA, macht für den “düsteren Meilenstein” des heißesten Jahres die “vorsätzliche Blockade” durch Führungskräfte der fossilen Industrie und ihrer politischen Verbündeten verantwortlich.
“Wir müssen mit der gefährlichen Illusion der Unternehmen aufräumen, dass die Expansion der fossilen Brennstoffe ohne Konsequenzen weitergehen kann. Stattdessen müssen wir die einmalige Gelegenheit ergreifen, eine kohlenstofffreie Infrastruktur aufzubauen, die für eine sichere Zukunft für alle notwendig ist”, sagt er in einer Presseerklärung.
Samantha Burgess erklärt gegenüber der DW, dass es ohne sofortige Maßnahmen unwahrscheinlich sei, dass die langfristigen Durchschnittstemperaturen unter der 1,5-Grad-Grenze gehalten werden können. Sie fügt hinzu, dass die Welt diese Ziele nicht aufgeben sollte, da jeder Bruchteil eines Grades wichtig ist.
Der Klimawandel “ist kein Problem in der Zukunft, mit dem wir oder künftige Generationen sich befassen müssen. Es ist ein Problem, über das wir jetzt sprechen müssen. Und wir müssen sicherstellen, dass diejenigen, die wir wählen, Maßnahmen in den für uns wichtigen Bereichen ergreifen, um sicherzustellen, dass wir den künftigen Klimawandel eindämmen und uns an unser bestehendes Klima anpassen können.”
Adaption aus dem Englischen: Gero Rueter
Redaktion: Tamsin Walker